Hashimoto ist meine ADHS-Komorbidität
- Claudia

- 23. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Sept.
Hashimoto, kurz für den unaussprechlichen Namen Hashimoto-Thyreoiditis, ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Organe, wie die Schilddrüse (aber auch andere) vom Immunsystem angegriffen werden, so dass sich diese Organe chronisch entzünden.

Puh, hört sich kompliziert an und ist es auch. Ich habe meinen japanischen Freund (Der Name Hashimoto stammt vom japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der ihn 1912 erstmals für diese Autoimmunerkrankung verwendete) schon ziemlich lange. Viel länger als meine ADHS Diagnose.
Vor ungefähr 15 Jahren wurde bei mir Hashimoto diagnostiziert. Es hieß als Behandlungsmethode damals: "Treffen Sie Freunde, gehen Sie raus, genießen Sie das Leben, manche (Betroffene) lassen Gluten weg aber das ist nicht erwiesen, dass es hilft."
Hmmm... danke für nichts.
Ich ließ Gluten eine Weile weg, nahm ordentlich zu aber sonst spürte ich keine Veränderung. Ich bekam auch keine Medikamente, 14 Jahre lang nicht.
Ich lebte relativ normal weiter, ging meiner Arbeit nach, ganz normale 90 Stunden Wochen als Selbstständige.
Vor 9 Jahren wurde meine Tochter geboren. Meine Sonne, mein absolutes Wunschkind, mein Ein-und-Alles. Doch schnell merkte ich, dass ich nicht mehr so gut funktionierte wie vorher. Die Überlastung war sehr groß. Wer schon einmal mit Baby gearbeitet hat, weiß wovon ich spreche. Die 90 Stunden-Wochen waren jetzt 90 Stunden-Wochen mit Baby, auf dem Arm, nahezu immer....
Stetig wurde mein Gesundheitszustand schlechter und schlechter. Ich war sooo müde, ausgelaugt, ausgebrannt, die Nerven lagen blank, hinzu kamen permanente Bauchkrämpfe, die meistens so schlimm waren, dass ich vor Schmerz weinte und schrie. Abwechselnd hatte ich Durchfall und Verstopfung, war krank und emotional nahe an einer tiefen Depression, dazu kam noch Haarausfall und natürlich Gewichtszunahme.
Zum Sport machen war ich zu kaputt, hatte absolut keine Zeit zwischen Arbeit, Kind und auch noch dem eigenem Haushalt, Gewichte zu stemmen.
Da meine damals 2jährige Tochter glutenhaltige Nahrungsmittel intuitiv mied, ich fühlte mich damals als wäre sie das einzige Kind auf der Welt, das weder Nudeln noch Muffins, noch Brot etc. gerne aß, ließ ich Gluten auch wieder weg.
Ich bemerkte eine rasche Verbesserung meiner Krämpfe aber nicht nur dies, ich bemerkte auch, dass es mir mental nicht mehr so schlecht ging. Getriggert von diesem Erfolg, las ich jede Info, sah mir jedes Reel und jeden Beitrag zu Hashimoto an und war bald so ehrgeizig, eine komplett antientzündliche Ernährung durchzuziehen. Dies bedeutete nach meinem damaligen Kenntnisstand, folgende Dinge weg zu lassen: Kaffee, Schweinefleisch, Milchprodukte, Gluten und natürlich Zucker.

Für den Körper ist so eine radikale Umstellung ziemlich heftig. Also reagierte er, wie er nur reagieren konnte, mit einem Anstieg des Histamins und ich dachte, toll, jetzt muss ich auch noch Histamin haltige Nahrung weglassen. Ganz so schlimm war es jedoch nicht, nach einer Weile, als sich mein Körper an den Entzug gewöhnt hatte, konnte ich auch wieder Lebensmittel mit Histamin verzehren.
Mir ging es auch ziemlich gut. Ich nahm ab, fühlte mich besser und hatte keine Bauchschmerzen und Krämpfe oder Durchfall mehr.
Doch es dauerte nicht lange und die vermeintlichen Depressionen kehrten zurück, miese Glaubenssätze, Zweifel und Ängste machten sich erneut breit und auch der Haarausfall war so schlimm, dass ich über Perücken nachdachte.
Ich machte ein spezielles Coaching über Hashimoto mit. In der Ernährungsfrage wurden mir die Zusammenhänge noch einmal mehr verdeutlicht, wofür ich sehr dankbar war. Mir wurde auch gezeigt, wie ich mit Stress und alten, längst überholten Glaubenssätzen umgehen kann, die mein Leben immer noch täglich einschränkten. Ich habe gelernt, meine Darm-Mikrobiomanalyse selbst auszulesen und habe mir Wissen über Nahrungsergänzungsmittel angeeignet. Das interessanteste war jedoch, dass mir in der Ernährungsweise und in den Zusammenhängen der Körperfunktionen immer wieder Ähnlichkeiten und Verknüpfungen mit ADHS auffielen.
Wenn man Hashimoto hat, wird immer gesagt, man soll nach dem Auslöser der Krankheit suchen. Für mich steht mittlerweile fest, dass mein Auslöser für Hashimoto meine Jahrzehnte lang nicht entdeckte ADHS ist! BÄM
Mittlerweile habe ich die ADHS Diagnose schwarz auf weiß vor mir liegen, habe mein Leben komplett umgekrempelt und bin, was Hashimoto angeht, nahezu Symptomfrei.
ADHS ist da und wird auch immer da sein. Aber diese Erkenntnis zu erlangen, dass ADHS hinter meinem Hashimoto steckt hat für mich mein Leben verändert.
Mittlerweile gebe ich anderen Tipps, halte Vorträge über gesunde Ernährung, decke die Zusammenhänge über Hashimoto und ADHS auf und bin meinem kleinen Japaner sehr dankbar, dass er mich auf diese Weise daran erinnert, was gut für mich ist und was nicht.
ADHS wird nicht durch ungesunde Ernährung ausgelöst und lässt sich daher auch nicht durch gesunde Ernährung "heilen". Aber gesunde Ernährung und eine gute
Stressbewältigung kann die Symptome erheblich reduzieren.
Eure Claudia




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